Dank der Förderungen geht es uns gut. Wir nutzen die gewonnene Zeit um gesünder und gscheiter aus der Krise herauszukommen – als Familie, als Betrieb und als Region. Sorgen machen ich mir natürlich um meine MitarbeiterInnen, die zum Teil in Kurzarbeit sind und zum Teil in einen anderen Job gewechselt sind. Ich fürchte, dass viele die Branche verlassen, weil sich der Tourismus als nicht krisensicher herausgestellt hat.
Der Tourismus in Tirol entwickelt sich immer mehr weg von den Menschen und der Natur. Es braucht mehr Qualität statt Quantität und weniger Lippenbekenntnisse. Ich sehe im nachhaltigen Wirtschaften eine Chance, zukunftsfähig und krisensicher zu bleiben.
Ein Arbeiten im Einklang mit der Natur und mit den Menschen. Zum einen müssen wir in Tirol mehr auf Bio setzen – das schützt den Boden und die Artenvielfalt. Zum anderen müssen wir auf die Region achten, zum Beispiel auf unsere Bauern und Bäuerinnen, die unsere Kulturlandschaft erhalten. Kein Tourist kommt nur wegen dem Leutascherhof zu uns, sondern wegen der schönen Umgebung.
Als Tourismusverband haben wir hier ein gutes Einverständnis, aber noch einen langen Weg vor uns. Zum Beispiel möchten wir, dass jährlich zehn Unternehmen in das Netzwerk der Klimabündnis-Betriebe einsteigen. Wir diskutieren aber auch über Ökostrom, klimafitte Waldbewirtschaftung und wie wir unsere Mobilität auf der sogenannten „letzten Meile“ verbessern können.
Ich denke die Hürden liegen immer noch in den Köpfen der Verantwortlichen. Wir müssen verstehen, dass nachhaltiges Wirtschaften langfristig Geld spart und nicht kostet. Der finanzielle Druck ist für viele sehr hoch, das ganze System basiert auf Wachstum. Hier braucht es einen Wandel im Bewusstsein.
Im Leutascherhof haben wir über die Jahre viel Expertise zum Thema Nachhaltigkeit aufgebaut. Dieses Wissen gebe ich gerne weiter. Das fängt ganz klein an: Zum Beispiel arbeite ich gerade an einer Richtlinie für klimafreundliches Toilettenpapier für Hotels. Aber natürlich geht es auch um Energie, Beschaffung, Mobilität. Wenn wir mehr Lebensqualität für uns Einheimische schaffen, sind wir auch als Urlaubsort attraktiver.
Es ärgert mich, dass in Tirol immer nur von Regionalität und kaum von Bio gesprochen wird. Als Bio-Hotel ist es uns wichtig, die beiden Themen zusammenzudenken. Aber im Moment ist es für mich nicht einmal möglich, Bio-Milch aus Tirol zu bekommen. Hier gibt es großen Nachholbedarf. Bio-Eigenmarken sind aber nicht die Lösung, weil sie die Bauernhöfe wieder unter Druck setzen, anstatt kleinstrukturierte Landwirtschaft zu fördern.
Ich denke, dass in einem Jahr wieder alles beim Alten ist. Wir sind ein gesundes Unternehmen und werden Corona überstehen. Sobald wir dürfen, geht’s los. Aber ich hoffe, dass wir als Tourismusbranche klüger aus der Krise herausgehen. Mein persönliches Ziel ist es, von einer 65-Stunden-Woche zu einer vernünftigen 5-Tage-Woche zu kommen.