Die Klimaerhitzung betrifft uns alle, aber die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit spüren vor allem ältere Menschen. Durch gezielte Maßnahmen kann die Lebensqualität erhalten bleiben und die gesamte Bevölkerung von einer klimafitten Nachbarschaft profitieren. Ziel des Projekts „PARADIES“ ist es aufzuzeigen, wie aktive Mobilität gefördert werden kann und eine klimafitte und sorgende Nachbarschaft und somit ein gutes Wohlbefinden bis ins hohe Alter ermöglicht. Dabei werden die Bedürfnisse von älteren Menschen in den Fokus gerückt und auch die Rolle von digitalen Technologien als Unterstützung im Alltag berücksichtigt.
Zusammen mit der älteren Bevölkerung der zwei Pilotgemeinden Wiener Neudorf und Klosterneuburg werden Maßnahmen erarbeitet, wie Gesundheitsförderung und Klimawandelanpassung in einer lebenswerten Nachbarschaft umgesetzt werden können. Dafür wurden bereits performative Aktivitäten wie eine Fragebogenerhebung und Workshops durchgeführt. Die Ergebnisse werden aufgenommen in ein Konzept, das Empfehlungsmaßnahmen für Wiener Neudorf bzw. Klosterneuburg enthält. Das Konzept wird jeweils am Projektende im März 2026 an die beiden Gemeinden übergeben.
Mittels eines standardisierten Fragebogens wurden in den zwei Pilotgemeinden das Wohlbefinden, das Bewegungsverhalten, die Einstellungen, die Motivation und die Barrieren für körperliche Aktivität sowie die subjektive Einschätzung der Qualität der Nachbarschaft und der klimaspezifischen Verhaltensänderungen im Bezug auf Mobilität erfasst. Insgesamt konnten 149 ältere Personen und deren pflegende Angehörige befragt werden (70 aus Klosterneuburg, 79 aus Wiener Neudorf). Die Befragung fand sowohl online, als auch in analoger Form vor Ort statt.
Die Mehrheit der Befragten in den Pilotgemeinden gab an, dass sie sich in extremen Wetterperioden weniger körperlich bewegen und sie weniger Familie und Freunde treffen. Dies hat Auswirkungen auf ihr insgesamtes Wohlbefinden.
Kurze Wege wie tägliche Einkäufe und Kaffeehaus-Besuche legen die Befragten sowohl zu Fuß als auch mit dem Auto zurück. Als Wünsche für die Nachbarschaft wurden mehr Plätze zum Ausruhen, witterungsgeschützte Räume, eine gute Infrastruktur zum Radfahren und Barrierefreiheit der Wege, sowie Sicherheit vor KFZ-Verkehr und vor Kriminalität genannt.
In beiden Gemeinden gibt es jedoch eine Vielzahl an Beispielen, bei denen die Befragten mit der Infrastruktur zum Gehen, der Sauberkeit im öffentlichen Raum, den vorhandenen Grünflächen sowie der Erreichbarkeit der Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel zufrieden sind.
Die Befragten gaben an, dass Müdigkeit, vorherrschende Wetterbedingungen und die eigene Motivation Faktoren für eine geringere körperliche Aktivität im Alltag sind. Motivierende Faktoren für körperliche Aktivität sind die Förderung der Gesundheit, die Freude an der Bewegung, die Möglichkeit mit anderen Menschen zusammen zu kommen und Bewegung als Form der Entspannung und des Ausgleichs.
In den Pilotgemeinden fanden jeweils im Juni 2024 (in Wiener Neudorf mit 28 Teilnehmenden) und Juli 2024 (in Klosterneuburg mit 12 Teilnehmenden) Workshops mit älteren Menschen statt. Ziel der Workshops war es, die Teilnehmenden als Vertreter:innen der Zielgruppen zu ihren Lebenserfahrungen zu befragen und Vorschläge und Ideen zum Öffentlichen Raum und zu zielgerichteten Angeboten für ihre Daseinsvorsorge aufzunehmen. Der Austausch und die Vernetzung zwischen den Forschenden und den Teilnehmenden als auch zwischen den Teilnehmenden untereinander stand bei den einzelnen Stationen im Fokus.
Beginnend mit einem Serious Game, bei dem auf einem vergrößertem Planausschnitt in spielerischer Form Lieblingsplätze, Angsträume, Barrieren und Handlungsbedarfsorte von den Workshop-Teilnehmenden festgehalten wurden. Fragen waren hier etwa: Wo fehlt es an Schatten bzw. Überdachung in der Gemeinde? Wo fehlen Sitzgelegenheiten? Wo in der Gemeinde halten Sie sich gerne auf? Wo fühlen Sie sich unsicher? Welche Wege sind nicht barrierefrei? Die betreffenden Punkte wurden mit Spielfiguren auf der aufliegenden Karte gekennzeichnet.
Darauffolgend wurden in einem Stationenbetrieb in Kleingruppen Klimaschutz- und Klimawandelanpassungs-Maßnahmen sowie ausgewählte digitale Tools anhand von Steckbriefen vorgestellt und von den Teilnehmenden bewertet.
Beim PARADIES-Bankerl konnten die Teilnehmenden gemeinsam zu den Themen Klimawandelanpassung, Gesundheit und soziale Nachbarschaft diskutieren. Die Gespräche wurden unter anderem durch folgende Leitfragen angeregt: Wie beeinflusst das aktuelle Klima (wie etwa Hitzewellen oder heftiger Regen/Sturm) Sie und Ihren Alltag? Wenn Sie an Ihre Nachbarschaft bzw. die Umgebung in der Gemeinde denken: Was bringt Sie dabei zum Lächeln bzw. was gefällt Ihnen besonders gut? Welche Probleme gibt es, wenn Sie an Ihre Nachbarschaft bzw. die Umgebung in der Gemeinde denken? Die Leitfragen starteten lebhafte Gespräche und einen interessierten Austausch zwischen den Forscher:innen und den Teilnehmenden.
Beim Jausen-Info-Tisch hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit sich zu stärken und sich über die bisherigen Ergebnisse des Projekts zu informieren und auch zu diskutieren.