Im vergangenen Jahr stellten sich die Oberhäupter der Stadtgemeinde Neumarkt am Wallersee einem ganz besonderen Wettbewerb. Pfarrer und Bürgermeister kämpften beim Energiesparwettbewerb „Don Camillo und Peppone“ mit großem Einsatz um jede Kilowattstunde und um jedes Kilo CO2. Am Ende hatte die Pfarre mit knapp 16 Prozent Gesamteinsparung die Nase vorne.
Mit dem Projekt Don Camillo und Peppone wird das Bewusstsein für den schonenden Umgang mit Energie und Ressourcen in Gemeinde- und Pfarrgebäuden geschärft. Dabei werden sowohl die Verbräuche als auch die Verbesserungspotentiale unter die Lupe genommen, um durch Verhaltensänderungen in der Nutzung Einsparungen zu erzielen und erneuerbare Energieträger auszubauen.
Gemeinde und Pfarre haben sich einen fairen Kampf für die gemeinsame Sache geliefert. Neben dem Energiebedarf für Strom- und Wärme standen auch Mobilität sowie Abfall- und Ressourcenmanagement im Fokus des Projekts. Ergebnis ist eine lange Liste an wirkungsvollen und dauerhaften Maßnahmen, die künftig den ökologischen Fußabdruck der ehemaligen Kontrahenten verringern werden: z.B. die Umsetzung der Maßnahmen aus der FahrRad-Beratung und dem Fußverkehrskonzept, die sukzessive Umstellung auf LED-Beleuchtung, Umweltstandards bei Papier, externen Druckaufträgen und Reinigungsmitteln, Abfallvermeidung u.v.m.
In feierlichem Rahmen wurde den ehemaligen Kontrahenten Pfarrer Gottfried Laireiter und Bürgermeister David Egger-Kranzinger mit ihren Mitstreitern aus Pfarrgemeinderat und Stadtamt am Ruperti Stadtfest in Neumarkt am Wallersee am 21. September 2024 von Projektleiterin Eva Glück die Urkunden verliehen.
„Die wahren Gewinner sind aber die Bürgerinnen und Bürger der Stadtgemeinde Neumarkt, unser Klima und unsere Umwelt. Ziel des Projekts war, ein Bewusstsein für den schonenden Umgang mit Ressourcen zu schaffen, sei es beim Stromverbrauch, bei PKW-Kilometern oder bei den Gebäuden – und das ist uns sichtlich gelungen,“ so Eva Glück vom Klimabündnis Salzburg.
Pfarrer Gottfried Laireiter setzte mit Unterstützung des Pfarrgemeinderats gleich mehrere Maßnahmen, um die klimaschädlichen Emissionen von jährlich 8,5 Tonnen CO2 im Gebäudebereich zu reduzieren. So wurden beispielsweise im Pfarrsaal die Leuchtmittel durch eine effizientere LED-Beleuchtung ersetzt und der in die Jahre gekommene Kühlschrank im Pfarrhof erneuert. Den größten Effekt wird aber die Kirchensanierung haben, denn die energiefressende Kirchenfußbodenheizung wird einer zonenweise steuerbaren Infrarot-Sitzbankheizung weichen. Aktuell läuft die Sanierung noch, doch bereits im vergangenen Jahr ist es der Pfarre gelungen, durch gezielteren Einsatz den Verbrauch der Kirchenheizung im Vergleich zu den Vorjahren um die Hälfte zu reduzieren und damit den Gesamtenergieverbrauch der Pfarre um 16 Prozent zu senken. Zudem ist Pfarrer Laireiter für seine regelmäßigen Fahrten in die Diözese nach Salzburg vom Auto zum Klimaticket umstiegen, was jährlich 870 Kilo CO2 in Form von nicht gefahrenen Autokilometern einspart.
„Es ist einfach super, wenn man merkt, dass viele kleine Schritte sich lohnen“, freut sich Pfarrer Gottfried Laireiter, „seitens der Pfarre wollen wir weiterhin Schritte in Richtung Energiesparen gehen. Für das Klimaticket mache ich voll Werbung, das ist großartig – zu einem so günstigen Preis! Gottes Schöpfung ist uns anvertraut und damit geht man doch sorgfältig um!“
Bürgermeister David-Egger Kranzinger, der das Projekt nahtlos von Vorgänger Adi Rieger übernommen hat, ist mit einem wachsenden Stadtamt in einer wachsenden Gemeinde konfrontiert. Die rund 10,5 Tonnen CO2, die Stadtamt und Bauhofgebäude jährlich emittieren, sind fast zur Gänze auf Netzstrombezug zurückzuführen und in der bereits jetzt schon effizienten Struktur der Klimabündnis- und e5-Gemeinde schwer einzusparen. Zukünftig soll dieser Strom aber zum Teil selbst produziert und so eine rechnerische CO2-Neutralität erreicht werden. Mehrere PV-Anlagen auf Gemeindegebäuden und eine Erneuerbare Energiegemeinschaft (EEG) sollen das ermöglichen. Auf den Dächern der Feuerwehr Pfongau und dem Seniorenwohnheim wurden bereits heuer neue Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 30 kWp in Betrieb genommen, weitere sollen folgen. Derzeit werden die Potentiale der Dächer der Gemeindegebäude erhoben, mit anderen fälligen Sanierungsvorhaben abgestimmt und ein Umsetzungsplan erarbeitet. Zudem läuft seit heuer die EEG des Regionalverbands Salzburger Seenland im Testbetrieb. Die Stadtgemeinde speist über die PV-Anlage auf dem Dach der Mittelschule Energie in die EEG ein und bezieht PV-Strom für das Stadtamt. Die EEG Salzburger Seenland ist Teil der Maßnahmen der Klima- und Energiemodellregion, deren Ziel die 100-prozentige Versorgung der Region mit Erneuerbarer Energie ist. Auch im Bereich Mobilität ist Bürgermeister Egger-Kranzinger vorbildlich unterwegs.
„Wenn möglich ist, verzichte ich natürlich auf das Auto und fahre mit dem Fahrrad. In der Gemeinde haben wir einiges vor: gemeinsam mit dem Regionalverband ist ein Mikro-ÖV-System ein Ziel, genauso wie ein Car-Sharing-Angebot. Der Wasserverband prüft gerade die Realisierung eines Trinkwasserkraftwerks“, erzählt Bürgermeister David Egger-Kranzinger.
Das Projekt wurde im Rahmen der Klima- und Energiestrategie SALZBURG 2050 mit Unterstützung des Landes Salzburg durchgeführt und mit folgenden Beratungen des umwelt service salzburg ergänzt: Gebäude-Check, PV-Check und Abfall- & Recycling-Check.