Kolumbien ist das Land mit der viertgrößten Artenvielfalt an Reptilien, darunter auch Schlangen, weltweit. Schlangen sind durch die Ausweitung der Landwirtschaft, den Fang für den (illegalen) Handel und die Ausrottung aufgrund der Angst vor den Tieren, einem starkem Druck durch den Menschen ausgesetzt.
Ob giftig oder nicht. Schlangen spielen eine wichtige Rolle in den Ökosystemen. Deshalb haben unsere Partner:innen im Dorf Guaduas in der Gemeinde Carmen de Atrato damit begonnen, eine Strategie zum Schutz der Schlangen zu entwickeln.
Das Dorf Guaduas liegt im Andengebirge. Dort liegt auch das Quellgebiet des Flusses Atrato in der Gemeinde Carmen de Atrato. Aufgrund seiner Lage und der reichhaltigen Wasserquellen ist es ein Gebiet mit großer Artenvielfalt. Vor allem ist es reich an Amphibien, Reptilien und Vögeln.
Die Bauernfamilien dieser Gebiete, leben mit all diesen Tieren zusammen, aber ihr Verhältnis zu den Schlangen ist nicht sehr gut. Viele Menschen bekommen große Angst, wenn sie eine Schlange sehen und töten sie, ohne groß nachzudenken, ob sie für den Menschen gefährlich ist oder nicht.
Die Bauernorganisation Agroecotur, die von Familien in der Region gegründet wurde, entwickelt einen Prozess des Naturtourismus und der Umwelterziehung, an dem die ganze Gemeinde beteiligt ist. Mit Unterstützung des Klimabündnis Vorarlberg hat die Organisation eine Reihe von Aktionen zur Charakterisierung der lokalen Fauna und Flora durchgeführt. Dies ermöglicht es ihnen, die Schlangenarten zu identifizieren und ihre Gemeinschaft über ihre lokale Artenvielfalt aufzuklären.
Kürzlich fand in diesem Rahmen ein Tagestraining zum Thema Schlangenmanagement statt. Jeisson Gómez Robles, ein Toxikologe der Universität von Antioquia, war am 1. Juni 2024 im Dorf und erklärte, wie man Schlangen identifiziert und wie mit ihnen umgeht, wenn sie in Häuser oder Gemeinschaftsräume gelangen.
In einem theoretischen Workshop lernten Kinder, Jugendliche und Erwachsene, ein wenig mehr über diese Tiere. Es war eine schön und beängstigend Erfahrung für viele. Sie sprachen über den Glauben und die Erfahrungen der Gemeinschaft im Umgang mit diesen Tieren; sie stellten Vergleiche zwischen giftigen und ungiftigen Schlangen an und lernten, wie man sie unterscheiden kann.
In der praktischen Unterrichtseinheit wurde ein Exemplar der Bothrops asper, eine in der Gegend von Guaduas sehr verbreitet Giftschlange, untersucht. Diese Schlange trägt viele verschiedene lokale Namen wie „Größe X“, „Vier Nasen“ oder „Mapaná“. Der Tierexperte zeigte den Teilnehmer:innen, wie sie aus einheimischen Materialien ein einfaches Werkzeug bauen können, mit dem sie die Schlange aus der Ferne greifen und bewegen können, ohne verletzt zu werden. So werden Zwischenfälle vermieden und das Leben des Tieres geschützt.
Josué Restrepo, der Projektkoordinator von Agroecotur, informierte uns über die Reaktionen auf den Workshop in der Gemeinde:
„Es ist ein schwieriges Thema, denn unser ganzes Leben lang wurde dieses Tier stigmatisiert und uns wurde immer beigebracht, dass Schlangen schlecht sind. Sie werden sogar als teuflisch gebrandmarkt und werden automatisch umgebracht, wenn eine gesehen wird. Hier fängt das Problem an, denn diese Tiere sind für das Ökosystem, das auch wir bewohnen, unverzichtbar.
Nach der Teilnahme am Workshop, waren einige Teilnehmer:innen der Meinung, dass Naturschutz die beste Option sei, andere blieben skeptisch. Das Wichtigste ist aber, dass die Teilnehmer:innen etwas gelernt haben. Hoffentlich können wir mit mehr Bildungstagen nach und nach etwas verändern und diese wunderschönen Schlangen schützen.“
Die Ausbildung und Sensibilisierung für den Natur- und Artenschutz ist eine große Herausforderung. Obwohl die Gemeinschaften ihre Flora und Fauna kennen, ist ihnen oft nicht bewusst, welche großartige Artenvielfalt sie umgibt und wie man sie aktiv im Alltag schützen kann.
Das Klimabündnis Vorarlberg ist überzeugt, dass diese Strategien zur Förderung des Natur- und Artenschutzes wichtige Schritte zur Bewahrung der Artenvielfalt auf lokaler Ebene darstellen. Daher unterstützen wir aktiv solche kommunalen Prozesse der Umweltbildung und Sensibilisierung über die Wichtigkeit der Biodiversität in den Ökosystemen.